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Weit mehr als 50.000 Fans sind auf der Social-TV-Plattform bereits „eingecheckt“, wie es hier heißt — und Minute für Minute werden es mehr. „Hoffentlich singt Eva wieder einen ihrer eigenen Songs“, schreibt Karen über ihr Lieblings-Talent; Timo antwortet prompt: „ich will wieder gääänsehauuut“. Backstage-Videos, Hintergrundinfos, Voting-Möglichkeiten, Gewinnspiele: Auf der Connect-Plattform, die es im Web genauso gibt wie als mobile App, ist jede Menge los. Zentrales Element ist ein Livestream. Die meisten Nutzer schauen aber gerne parallel auf dem großen, klassischen TV-Bildschirm, während sie in der Connect-Community live ihre Kommentare abgeben. So also fühlt sich Social TV an: „Das Gemeinschaftsgefühl bei einem mitreißenden Fernsehabend lässt sich jetzt nicht nur mit ein paar Freunden erleben, sondern mit Zehntausenden Gleichgesinnten“, sagt Johannes Bayerl (30), Online-Redakteur bei ProSiebenSat.1 Digital. Seine Kollegin Mara Pilz (29) ergänzt: „Genau dafür haben wir Connect entwickelt.“
Es ist die konsequente Fortführung eines Prinzips, das ProSiebenSat.1 schon lange verfolgt: die Verlängerung erfolgreicher Sendungen in die digitale Welt, um den Zuschauern Unterhaltung rund um die Uhr zu bieten. Ein Programm wie „The Voice of Germany“ liefert Fans 24 Stunden und sieben Tage pro Woche spannende Inhalte: über die Internetseite www.voice-of-germany.de, die Facebook- und Twitteraccounts der Beteiligten und nun auch über Connect. Johannes Bayerl nennt ein Beispiel: „Wenn Publikumsliebling Eva Croissant auf ihrer Facebook-Seite schreibt: ,Schlimme Erkältung :-(‘, wollen besorgte Fans wissen, was los ist. Wir fahren dann zu Eva, begleiten sie bei der Probe. Die gute Nachricht, ,Eva wird singen‘, haben wir dann sofort als Video im Web und bei Connect.“ Auf diese Weise steigen Spannung und Vorfreude auf die TV-Show. „Darin kann das Thema ebenfalls präsent sein, wenn wir einen Ausschnitt vom Krankenbesuch zeigen oder die schönsten Genesungswünsche vorlesen“, erzählt Mara Pilz. Und nach der Sendung bedankt sich Eva online für die Unterstützung, woraus sich neue Anschlussmöglichkeiten ergeben …
Mehr Zuschauerbindung durch Beteiligung: Darum geht es bei den Social-TV-Aktivitäten von ProSiebenSat.1. „Eine Plattform wie Connect war strategisch der nächste logische Schritt“, sagt Matthias Heidenfelder, Senior Concept Developer bei ProSiebenSat.1 Digital. „Connect bietet ganz neue Möglichkeiten zur Interaktion. Insbesondere live, während die Sendung läuft.“ Heidenfelder fürchtet sich deshalb nicht vor dem Trend des „Second Screen“, im Gegenteil. Der Fernsehschirm alleine genügt gerade den jüngeren Zuschauern oftmals nicht mehr — sie sind parallel auf dem iPad oder dem Smartphone unterwegs. „Solange das alles mit unserem Programm zu tun hat, kann uns nichts Besseres passieren“, ist sich Heidenfelder sicher. Connect funktioniert als perfekter Programmbegleiter: mit Kommentierungsfunktion, Backstage-Material, mit Möglichkeiten zum Raten, Gewinnen, Abstimmen. „Wenn bei ‚The Voice of Germany‘ zwei Talente gegeneinander antreten“, berichtet Johannes Bayerl, „dann können die Connect-Nutzer mit abstimmen, wer sie überzeugt. Das Ergebnis blenden wir in der TV-Übertragung live ein!“
Sie sorgen für Unterhaltung rund um die Uhr: die Online-Redakteure Mara Pilz und Johannes Bayerl.
Von diesem direkten Kontakt profitieren umgekehrt
auch die Programm-Macher, die über
Connect schneller als je zuvor Rückmeldungen
von ihrem Publikum bekommen. Was
funktioniert? Was wird kritisch gesehen? Die
User-Kommentare geben in jedem Fall wertvolle
Hinweise. Dabei sein ist eben alles.
Alles trifft sich: erst online, dann beim Konzert
Es scheint, als ob das alte Olympia-Motto
neue Relevanz bekommt beim Thema Social
TV. Erst recht, wenn man sieht, wie die Show
auch nach dem großen Finale der zweiten
Staffel von „The Voice of Germany“ weitergeht.
Die Fan-Community, die sich über
Connect
oder die Website virtuell getroffen
hatte, kam ein paar Wochen später in den
Konzerthallen Deutschlands zusammen.
Katharina Frömsdorf (35), die als Geschäftsführerin
von Starwatch Entertainment das
Musik- und Live-Entertainment-Engagement
von ProSiebenSat.1 betreut, steht an einem
Januarabend mitten in der Münchner Olympiahalle:
zwischen Tausenden begeisterten
Fans, vor einer beeindruckenden Bühne, auf
der die Halbfinalisten von „The Voice of Germany“
ihr Abschlusskonzert geben, nach zuvor
acht Auftritten in allen deutschen Metropolen.
Katharina Frömsdorf kann zu Recht
stolz sein. „Es war auch ein Risiko“, sagt sie
in der Pause zwischen zwei Liedern. „Ganz
sicher konnten wir uns nicht sein, ob das
wirklich ankommt. In dieser Form hat das
bisher kein anderer im Land probiert — acht
neu entdeckte Künstler durch die größten
Hallen zu schicken.“ In diesem Moment setzt
die Liveband ein — und Brigitte Lorenz (42),
Team Nena, die vor ein paar Monaten noch in
einer Klinik im Ruhrpott die Betten aufschüttelte,
rockt mit voller Kraft voraus. Ein
Begeisterungssturm fegt durch die Reihen.
Frömsdorf lacht, dann ruft sie laut, damit sie
zu verstehen ist: „Toll, wenn eine Idee so gut
funktioniert!“
Anregend: so wirkt ProSieben Connect. Matthias Heidenfelder, Senior Concept Developer bei ProSiebenSat.1 Digital, hat die Social-TV-Plattform mit seinem Team entwickelt.
Dabei ist das keine ganz neue Erfahrung für Katharina Frömsdorf und ihr Team. Starwatch Entertainment hat oft bewiesen, wie gut sich das TV-, Musik- und Liveshow-Geschäft kombinieren lassen. Die Kraft des Fernsehens macht Bands, Sänger und ihre Songs bekannt — zu den Stars, die von Starwatch betreut werden, gehören neben den bisherigen „The Voice of Germany“-Gewinnern Ivy Quainoo und Nick Howard auch die Hiphop-Legenden „Die fantastischen Vier“, Schlager-Titan Heino, Rocklegende Udo Lindenberg oder der internationale Rockstar Lenny Kravitz. Und die Kraft der Musik bewegt Millionen vor dem Fernseher … wofür die „The Voice of Germany“-Tour mit insgesamt 70.000 Besuchern kein schlechtes Beispiel ist. „Als Tochter von ProSiebenSat.1 haben wir als Label und Konzertveranstalter einzigartige Chancen“, sagt Katharina Frömsdorf, als die allerletzte Zugabe verklungen ist.
Auf dem Heimweg durch den dunklen Münchner Olympiapark beugen sich viele „The Voice of Germany“-Fans schon wieder über die leuchtenden Displays ihrer Smartphones: um ihr besonderes Erlebnis mit der Welt zu teilen. Ein Mädchen strahlt ihre Freundin an: „Ich kann’s kaum erwarten, bis die dritte „The Voice of Germany“-Staffel startet!“
Was versteht man unter Social TV?
PROF. DR. SCHNEIDER: Die Verbindung des Mediums
Fernsehen mit sozialen Netzwerken im Internet – zum
Beispiel mit Facebook oder Twitter. Wir grenzen den
Begriff ein und beziehen uns nicht auf die Kommunikation
vor oder nach, sondern während einer TV-Ausstrahlung.
Diese zeitgleiche Kommunikation wird
immer wichtiger.
Genügt „normales Fernsehen“ nicht mehr?
PROF. DR. SCHNEIDER: Danach sieht es aus. Vor einigen
Jahren dachte jeder: Die Fernsehnutzungsdauer
wird sinken, weil die jüngere Generation nicht nur die
Printmedien, sondern auch das Fernsehen unattraktiv
findet. Aber von wegen, die TV-Nutzungsdauer steigt.
Nicht zuletzt deshalb, weil das Fernsehen ideale
Anlässe zur Kommunikation in sozialen Netzwerken
liefert. Gerade junge Leute unterhalten sich schon
immer gerne über gemeinsame Erlebnisse, auch über
eine Fernsehsendung, die jeder gesehen hat. Social TV
macht es jetzt möglich, zu jubeln, anzufeuern, zu lästern,
sich zu ereifern oder zu begeistern … während
der Sendung, also live. Und wenn man will, gemeinsam
mit einem nahezu unbegrenzt großen Kreis an Gleichgesinnten.
Man könnte auch sagen: Das Zeitalter der
passiven Berieselung vor dem Fernsehschirm ist vorbei.
Welche Formate sind bei den Netz-Communities besonders beliebt?
PROF. DR. SCHNEIDER: Sendungen, die aktuell sind —
und eine ausgeprägte emotionale Ansprache bieten,
bei denen die Community also mitfiebern und mitbestimmen
kann. Kein Wunder, dass bei „The Voice
of Germany“, „Germany’s next Topmodel — by Heidi
Klum“ oder „Schlag den Raab“ extrem viel los ist in
den Netzwerken, wie wir in unseren Studien herausgefunden
haben. Für den „Tatort“ gilt das zwar auch,
aber der ist als Kultformat sozusagen ein Sonderfall.
Die ARD unternimmt darüber hinaus kaum etwas,
um die Community gezielt anzusprechen. Da ist
ProSiebenSat.1 sehr viel weiter.
Was empfehlen Sie einem TV-Anbieter, der von Social TV profitieren möchte?
PROF. DR. SCHNEIDER: Nutzt eure Chancen! Dazu ist
es nötig, Know-how aufzubauen, sonst blamiert man
sich in der Community. Denkt daran, dass die Netzwerk-Kommunikation eine zusätzliche Erlebnisqualität
bieten muss. Dafür können eigene Apps wie „Connect“
sinnvoll sein. Das alles lohnt sich: Denn Social TV dient
nicht nur der Markenpflege und Zuschauerbindung –
sondern auch als faszinierendes Instrument der
Erfolgsbewertung. Ob Lob oder Kritik, ehrliche Rückmeldungen
kommen sofort. Das muss man sich als
Sender natürlich trauen.